nicht glücklich. Bei extrem geringen Hörab-
ständen kann die Tieftonperformance einer
ausgewachsenen Standbox nie zeitrichtig
sein, droht dröhnig und wummerig zu wer-
den.
Hier sollte man besser auf einen kleinen
und schnellen Wandler setzen, der mit et-
was Punch im Grundton zumindest eine Ah-
nung von Bass erzeugt. Für zusätzlichen
Kick kann dann hier die ohnehin wandnahe
Positionierung sorgen. Ist der Hörraum da-
gegen recht groß - ab etwa 25 Quadratme-
ter aufwärts - kann ein Kompaktlautspre-
cher schnell überfordert sein. Kein Wunder,
denn zur akustischen Anregung solcher Or-
te braucht es eben mehr Membranfläche.
Doch die zu den Abmessungen des Rau-
mes passendeAnlage ist nur die halbe Miete.
Sie muss auch richtig aufgestellt werden.
Ziel der idealen Platzierung sollte es immer
sein, den Direktschall der Lautsprecher
deutlich vor den Wandreflexionen an die
Ohren zu bringen.
Gehen w ir einfach von
einem rechteckigen Raum
aus:
Hier
sollten
die
Wandler immer an einer
der
beiden
Längsseiten
stehen, dem Hörplatz di-
rekt gegenüber, um die
Signallaufzeiten der Spie-
gelschallquellen,
die
bei
Reflexion an Wanden, Boden oder Decke
entstehen, zu verlängern. Das verschafft un-
serem Gehirn wertvolle Zeit, um Nutzsig-
nale vom Nachhall zu trennen.
Aus diesem Grund ist es nicht ratsam, „in
die Länge zu spielen“ , sprich die Lautspre-
cher an der kurzen Wand unseres Beispiel-
raumes aufzustellen und ergo auch an der
gegenüberliegenden Kurzwand zu sitzen. Im
schlimmsten Fall erreichen die Reflexionen
der Seiten, des Bodens und der Decke die
Hörposition
annähernd
gleichzeitig
mit
dem Direktschall, was einen undefinierba-
ren Klangbrei ergeben würde.
Wie aber kommt man denn nun auf
STICHW ORT-
Direktschall
Als Direktschall bezeich-
net man jene Schallwel-
len, die den Horplatz auf
direktem Weg erreichen.
Man nennt ihn auch die
„erste Wellenfront1
'.
t Datenlieferant
Messgeräte oder -Software liefern Ein-
blicke in akustische Hintergründe
t Eigentlich ist Messtechnik nur etwas für
[ L d e n erfahrenen Anwender. Zu leicht ver-
I
rennt man sich mit gewonnenen Daten,
wenn man nicht weiß, was die feinen Linien
auf dem Monitor überhaupt zu bedeuten ha-
ben. Und trotzdem: Mit einem guten Mikro-
fon nebst zugehöriger Software lässt sich
ein tiefer Einblick in die akustischen Eigen-
schaften des eigenen Hörraums gewin-
nen. Anhand tiefer „Gruben" im Fre-
quenzgang kann man zum Beispiel Aus-
löschungen ausfindig machen, während
Überhöhungen und Buckel auf Raum-
moden oder Resonanzen hindeuten.
Eine solide Ausgangsbasis für den Ein-
steiger stellt das ATB-PC dar, ein voll-
ständiges
Messsystem
von
Kirchner
Elektronik
(www.kirchner-elektronik.de),
das auf jedem Notebook läuft und neben
Speicherfunktionen vor allem direkte Echt-
zeitkontrolle bietet. Änderungen im Raum
werden sofort auf dem Bildschirm darge-
stellt. So kann man die Auswirkungen eines
j
verschobenen Absorber-Moduls, eines Mö-
belstücks oder einfach die Änderung der
Basisbreite der Lautsprecher sofort mitver-
folgen. Eine lehrreiche Sache. ATB-PC kann
man zum Preis von 98 Euro direkt auf der Ho-
mepage des Herstellers beziehen.
Kirchner Elektronik ATB-PC
■
■
So elegant lassen sich professionelle Absorber
(hier Module von Fast Audio) ins Ambiente inte-
grieren: Die „Polster" sind bündig in ein maßge-
schneidertes Rack von Tabula Rasa eingepasst
schnellstem
Wege
zum
bestmöglichen
Raumklang? Klare Antwort: Solange man
sich auf die bekannten „Hausmittelchen“
beschränken will - gar nicht! Zwei Hinder-
nisse stehen nämlich im Weg:
Zum einen benötigt man viel Geduld und
Experimentierfreude. Mal eben schnell die
Regale umzuplatzieren und den Teppich zu-
rechtzurücken, kann den Klang zwar nach
vorn bringen, liefert aber sicher nur einen
Ausblick auf das Machbare. Besser ist es,
stets nur dezente und vor allem vereinzelte
Änderungen vorzunehmen und anschlie-
ßend - sofern kein Rückschritt zu verzeich-
nen ist - eine Weile mit dem Erreichten zu
leben. So lernt man nicht nur seinen Hör-
raum besser kennen, sondern bekommt ein
Gefühl für die einzelnen Maßnahmen und
deren Wirkung auf den Gesamtklang.
Ungemein hilfreich ist es, zur jeweiligen
Bestimmung des Status Quo eine CD zu
verwenden, die Sie inhaltlich und tonal gut
kennen. So können Sie am besten beurtei-
len, ob sich der Klang im Raum nur verän-
dert oder tatsächlich in Ihrem Sinne verbes-
sert hat. Merken Sie was? Bis hierhin sind
w ir bereits einen Gutteil des Wegs gegan-
gen, ohne auch nur einen Euro investiert zu
haben. Mit diesem Stadium kann man be-
reits gut leben.
Andererseits wird man ohne professionel-
le Hilfe nur mit viel Glück ein wirklich hun-
dertprozentiges Ergebnis erzielen können.
Wollen Sie das Optimum, müssen Sie Profis
an die Sache heranlassen. Dazu kommen w ir
auf den folgenden Seiten.
Wie Sie sehen, sehen
Sie nichts: Mit 40000
winzigen Löchern pro
Quadratmeter verhin-
dert die „Microsor-
ber’ -Folie Reflexionen
zwischen 300 Hz und
etwa 3 kHz. Pro kon-
fektionierter Bahn (1x2
m) werden etwa 210
Euro fällig. Die Halte-
rung (I.) gehört dazu
26 STEREO H IFI-TU N IN G